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Fortpflanzungspakt in Dänemark


Frau mit Kind auf einem Spielplatz in Unserfrau-Altweitra

Maßnahmen ländlicher Gemeinden und Kleinstädte gegen Geburtenrückgang und Abwanderung werden immer kreativer. So hat die kleine Kommune Thisted in Dänemark mit dem Vermehrungspakt zwischen Behörden und EinwohnerInnen einen bemerkenswerten, wenn auch ein wenig skurrilen Vorstoß gestartet. Die Bevölkerung will sich in den nächsten Jahren möglichst vermehren, dafür bleibt die von der Schließung bedrohte Infrastruktur erhalten.

Ungewöhnliches Vorgehen

Die Bevölkerungsdichte der Kommune Thisted von 41 EinwohnerInnen pro Quadratkilometer entspricht etwa der des Bezirks Horn im Waldviertel. Die gleichnamige Hauptstadt hat 14.000 EinwohnerInnen und kämpft ebenso mit der Abwanderung. Viele Junge gehen zum Studieren in die Stadt - und nur wenige kehren zurück. 

Und so kam es zu diesem Pakt, geschlossen im Rahmen einer Versammlung. Thisteds Verwaltungschef sprach gegenüber dem britischen "Guardian" von einem ungewöhnlichen Vorgehen: "Aber wir mussten etwas tun, um unsere Stadt zu retten und eine gewisse Anzahl an Kindern zu gewährleisten." Einstweilen bleiben Schulen, Kindergärten und andere Freizeiteinrichtungen geöffnet.

Familienpolitisches Vorzeigeland

Statistisch 1,7 Kinder bekommt eine Frau in Dänemark. Damit liegt das Land zwar etwas unter dem skandinavischen Schnitt, aber deutlich über dem in Mitteleuropa. In Österreich beträgt die Geburtenrate 1,4. Familienpolitisch gilt Dänemark als Vorzeigeland.

In Dänemark besteht etwa ein Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem sechsten Monat. 73 Prozent der Frauen sind berufstätig - in Österreich liegt der Wert unter 70 Prozent -, 48 Prozent der Erwerbstätigen sind Frauen. Kinderbetreuungsgeld gibt es für insgesamt ein Jahr, wobei sich Vater und Mutter die Betreuungszeit und das Geld teilen können bis hin zur tageweisen Aufteilung. 

Dennoch scheint das Problembewusstsein, zu wenige Kinder in die Welt zu setzen, in Dänemark besonders ausgeprägt zu sein. Denn anders ist nicht zu erklären, dass in den vergangenen Jahren immer wieder Kampagnen für die vermehrte Fortpflanzung gestartet wurden. Der Reiseveranstalter Spies schenkte Frauen, die nachweisen konnten, dass sie auf einer bei ihm gebuchten Reise ein Kind gezeugt hatten, im Vorjahr Babyartikel. Damit es leichter geht, wurde gleich ein Ovulationskalender angeboten. „46 Prozent der Dänen haben mehr Sex im Urlaub“, hieß es in einem eher schlüpfrigen Werbevideo für die Aktion „Do it for Denmark“.

Ebenfalls im Vorjahr startete der nicht übermäßig erfolgreiche Schauspieler Emmanuel Limal seine Dating-Website Love & Kids, die sich auf fortpflanzungswillige Singles spezialisiert hat. 2012 bot ein Kindergarten auf der Insel Fyn jeden Donnerstagabend eine zweistündige Kinderbetreuung an, um den Eltern zu ermöglichen, ungestört für weiteren Nachwuchs zu sorgen. Und mit Poul Joachim Stender, der unter anderem das Buch „Im Bett mit Gott“ geschrieben hat, hat Dänemark auch einen Theologen, der sich den Bibelspruch „Seid fruchtbar und vermehret euch“ auf die Fahnen geheftet hat.

Links:

www.thisted.dk 

www.theguardian.com