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Pressekonferenz mit Raiffeisen Immobilien


© Raiffeisen Immobilien Vermittlungs Ges.m.b.H/APA-Fotoservice/Hörmandinger,

Ing. Mag. (FH) Peter Weinberger (GF Raiffeisen Immobilien NÖ, Wien & Burgenland), Josef Wallenberger (Experte für Standort- und Regionalentwicklung) und Patrick Layr (Bürgermeister der Stadtgemeinde Weitra und Obmann des Vereines Interkomm) standen der Presse am 22. Juli 2025 Rede und Antwort zu den aktuellen Entwicklungen im Waldviertel.  

 

Das Waldviertel überzeugt

Das Waldviertel ist keine Abwanderungsregion. Denn: Laut Statistik Austria haben 2024 rund 5.750 Menschen ihren Hauptwohnsitz in die Region verlegt - es zogen rund 400 Personen mehr zu als weg. Die Bezirke Gmünd, Horn, Zwettl sowie die Stadt Krems verzeichneten einzeln betrachtet ebenfalls eine positive Wanderungsbilanz. Die Bezirke Krems-Land (mit minus 64) und Waidhofen an der Thaya (minus 7) hatten ein leichtes Minus. Der Großteil der Zugezogenen kam aus Wien oder dem Wiener Umland.

Bei der Geburtenbilanz zeigt sich jedoch ein ganz anderes Bild. 1.566 Geburten stehen 2.686 Sterbefällen gegenüber, was zu einem Minus von 1.120 führt. Die positive Wanderung schafft es demnach nicht, die stark negative Geburtenbilanz auszugleichen und den leichten Bevölkerungsrückgang gänzlich zu stoppen. Es braucht also auch in Zukunft mehr Zuzug – und dafür braucht es mehr Bestandsimmobilien.

Initiativen wie „Wohnen im Waldviertel“, an der sich 64 Gemeinden des Vereines Interkomm beteiligen, engagieren sich dafür, mehr Menschen in die Region zu bringen. „Wir müssen weiterhin gemeinsam daran arbeiten, Zuzug ins Waldviertel zu generieren. Nur durch den Zuzug junger Menschen kann die Zukunft im Waldviertel gestärkt werden!“, so der neu gewählte Interkomm-Obmann Bürgermeister Patrick Layr aus Weitra.

Familien stärken den Altersbaum

Betrachtet man die Altersstruktur der Region anhand einer sogenannten „Alterspyramide“, wird schnell klar: Die Pyramide ist eigentlich ein Baum mit einer breiten Krone: Die größte Gruppe im Waldviertel ist zwischen 50 und 65 Jahre alt. Um unter anderem den Arbeitsmarkt zu sichern, braucht es junge Menschen, die zuziehen.

Das gelingt auch bereits, wenngleich nicht im notwendigen Ausmaß. Es sind nicht „die Jungen“, die gehen, und „die Alten“, die kommen. Im Gegenteil: „Die stärkste Gruppe im Zuzug sind Menschen zwischen 20 und 37 Jahren, die oftmals Familie mitbringen. Denn das Waldviertel ist besonders beliebt, wenn es um die Frage geht, wo die eigenen Kinder aufwachsen bzw. in die Schule gehen sollen. Die im Vergleich günstigen Immobilienpreise, die besondere Lebensqualität und die gute Kinderversorgung sind die schlagenden Argumente, die für das Waldviertel sprechen!“, so der Regionalentwickler Josef Wallenberger.

Es braucht mehr Immobilien am Markt

„Der Immobilienmarkt im Waldviertel tritt derzeit auf der Stelle. Eine gute Nachfrage trifft auf rückläufiges Angebot, sowohl bei gebrauchten wie auch neuen
Immobilien“, sagt Peter Weinberger, Geschäftsführer von Raiffeisen-Immobilien in NÖ, Wien und Burgenland.

Im Waldviertel seien 2024 1.720 Immobilien im Wert von 159 Millionen Euro verkauft worden – eine leichte Steigerung zu 2023, aber deutlich unter den Jahren 2021 und 2022. 2021 und 2022 legten die Preise zu, 2023 und 2024 ging es durch gestiegene Zinsen und verschärfte Kreditvergabevorschriften bergab.

Ein Einfamilienhaus im Waldviertel ist demnach aktuell um rund 2.000 Euro/m² zu haben, die Grundstückspreise liegen bei durchschnittlich 24 Euro/m². Die Immobilienpreise seien nun wieder auf dem Niveau vor der Covid-Pandemie, so Weinberger: „Da nicht davon auszugehen ist, dass das Niveau der Boomjahre wieder erreicht wird, ist jetzt ein guter Verkaufszeitpunkt für ungenutzte Immobilien.“

„Die Nachfrage nach dem Waldviertel als Wohnort ist groß! Das Angebot an Häusern und Wohnungen müsste jedoch um ein Vielfaches größer sein, um diese Nachfrage bedienen zu können. Daher suchen wir laufend nach Eigentümer:innen, die ihre Immobilie im Waldviertel verkaufen oder vermieten möchten! Gemeinsam mit den Gemeindevertreter:innen und Makler:innen oder selbstständig z.B. auf unserer Regions-Website www.wohnen-im-waldviertel.at/inserieren. Unsere 64 Mitgliedsgemeinden sind bei Fragen gerne für diese Personen da!“, so der Interkomm-Obmann.

So kann Boden geschützt werden

Der Fokus auf Bestandsimmobilien hat auch damit zu tun, dass die Gemeinden des Vereines Interkomm weiterhin sparsam und verantwortungsbewusst mit der begrenzten Ressource Boden umgehen möchten. Eine nachhaltige Siedlungsentwicklung ist ihnen wichtig. Boden sollte nicht willkürlich verschwendet werden, denn er bildet die Grundlage für die landwirtschaftliche Produktion, Trinkwasserversorgung, den Erhalt der Biodiversität, bietet Erholungsräume und leistet einen wesentlichen Beitrag zur Milderung der Folgen des Klimawandels.

„Der beste Weg, um Boden zu schützen und dennoch Wohn- und Wirtschaftsraum zur Verfügung stellen zu können, ist die Nutzung von Bestandsimmobilien“, betont Josef Wallenberger.

Diese nicht zu nutzen, würde die Entwicklungen der Region massiv einschränken. Die größten Herausforderungen dabei sind, dass viele Gebäude nicht verfügbar sind, weil sie nicht zum Verkauf oder zur Miete angeboten werden. Oder sie sind in schlechtem baulichem Zustand, weil sie viel zu lange leer standen. Hinzu kommen rechtliche und finanzielle Hürden und Eigentümer:innen, die oft nicht wissen, was sie mit ihren leeren Häusern machen sollen.

Der Verein Interkomm und Raiffeisen Immobilien wollen daher Eigentümer:innen von leeren Immobilien und Baulücken künftig stärker mit Menschen vernetzen, die Wohnraum
oder Geschäftsräume suchen oder Projekte am Standort Waldviertel entwickeln wollen. So sollen untergenutzte oder leerstehende Objekte und Flächen verfügbar gemacht und wiedergenutzt  werden.