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Soil Walks zu Gast in Langau


Spazieren gehen und sich dabei über Themen wie Flächeninanspruchnahme, Bodenversiegelung, Siedlungsformen und Klimawandelanpassungs-Maßnahmen auszutauschen – ist das eine geeignete Herangehensweise, um mehr Bewusstsein für die polarisierende Frage nach dem Umgang mit der Ressource Boden zu schaffen? Damit beschäftigt sich aktuell ein Team rund um die TU Wien, dem Umweltbundesamt und uns, die Wallenberger & Linhard Regionalberatung. Für den zweiten Soil Walk im Rahmen des gleichnamigen Forschungsprojektes (gefördert vom BML) waren wir in der Gemeinde Langau. 

Bei etwas unterkühlten Temperaturen spazierte die rund 20-köpfige Gruppe bestehend aus dem Projektteam, Personen aus dem Gemeinderat, Bürgermeister und Anwohner:innen rund 2 Stunden durch Langau. Vom Zentrum aus ging es zu einem Siedlungserweiterungsgebiet am Ortsrand und wieder zurück in die historisch gewachsenen Strukturen im Ortskern. „Uns war es wichtig, verschiedene Siedlungsformen und deren Zusammenhang mit der Flächeninanspruchnahme und Bodenversiegelungen vor Ort zu diskutieren“ erklärt Elias Grinziner von der TU Wien, Projektleiter von Soil Walks. 

Auch das kann der Soil Walk: Begrifflichkeiten und Daten verstehen

Dass Flächeninanspruchnahme und Bodenversiegelung nicht dasselbe ist, ist vielfach nicht bekannt – wird es doch oft beispielsweise in Medien synonym bzw. falsch verwendet. „Mit Bodenversiegelung wird nur jene Fläche bezeichnet, die tatsächlich mit einer wasserundurchlässigen Schicht verschlossen ist. Als „in Anspruch genommen“ werden biologisch produktive Flächen bezeichnet, die beispielsweise für Siedlungs- oder Verkehrszwecke, aber auch für öffentliche Nutzungen wie etwa Friedhöfe verwendet werden.“ erläutert Barbara Steinbrunner vom Forschungsbereich für Bodenpolitik und Bodenmanagement den Unterschied. Mithilfe von Straßenkreiden wurden die unterschiedlichen Begrifflichkeiten und Siedlungstypologien anschaulich vermittelt und entstanden rege Diskussionen.

So zum Beispiel über die Notwendigkeit, qualitativ hochwertige Böden zu schützen. Dabei kam auch das Dashboard, das aktuell vom Umweltbundeamt entwickelt wird und nach Projektende Statistiken zu Boden öffentlich zugänglich macht, zum Einsatz. Die darin integrierte BEAT-Karte weist die besten Böden in der Region aus – also jene, die bei Siedlungserweiterungen unbedingt geschützt werden sollten. Abschließend diskutierte die Gruppe am Hauptplatz die unterschiedlichen Funktionen der Teilbereiche und warum kleinere Optimierungen, wie etwa die richtige Wahl der Bepflanzung von Restflächen, große Auswirkungen im Sinne der Klimawandelanpassung haben.  

Weiterer Verlauf des Projektes

Damit die bewusstseinsbildenden Spaziergänge in allen österreichischen Gemeinden und Regionen selbstorganisiert stattfinden können, wird die Methode am Ende des Projekts in Form von Schulungsvideos aufbereitet. Unterstützend dazu wird ein Dashboard zur Darstellung von Kennzahlen zu Flächeninanspruchnahme und Versiegelung in den Gemeinden und Regionen Österreichs entwickelt, welches die neuen Flächenmonitoring-Daten der ÖROK beinhaltet. Das Angebot richtet sich an Ortsplaner:innen, Gemeindemandatar:innen, Baukulturverantwortliche, Leerstandsmanager:innen, Bodenbeauftragte, Lehrkräfte u.v.m. Im Herbst finden noch drei weitere Soil Walks in österreichischen Gemeinden statt, um die bisherigen Learnings aus den Spaziergängen im Waldviertel umzusetzen.